Erster Arbeitstag an einem vertrauten Ort
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Erster Arbeitstag an einem vertrauten Ort

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Heute war mein erster Tag im neuen Job. Als ich durch die Tür trat, war es, als würde ich in meine eigene Vergangenheit zurückkehren.

Dieser Ort, diese Flure, diese Räume – sie alle sind Teil meiner Geschichte. Ein Gebäude voller Erinnerungen, voller Emotionen, voller Schmerz – aber auch voller Hoffnung.

Vor zirka drei Jahren wurde ich hier als Patient aufgenommen. Diagnose: Guillain-Barré-Syndrom kurz #GBS. Ein Name, der sich anhört wie eine französische Weinsorte, aber in Wirklichkeit der Inbegriff eines Albtraums war. Von einem Tag auf den anderen funktionierte mein Körper nicht mehr richtig. Muskeln, die nicht wollten. Nerven, die Feuer schossen oder komplett schwiegen. Ich sass im Rollstuhl und musste lernen, dass selbst einfachste Bewegungen keine Selbstverständlichkeit sind.

Heute betrete ich dieses Gebäude nicht als Patient, sondern als Mitarbeiter. Die gleiche Tür, die gleichen Gänge, einige bekannte Gesichter. Ich habe schon während der ersten Gespräche gemerkt, dass es mich mehr mitnimmt, als ich gedacht hätte. Ein Kloss im Hals, den ich nicht einfach runterschlucken konnte. Jeder Flur, jeder Raum war eine Zeitreise. Hier habe ich mich durch die ersten Schritte gequält. Dort hatte ich diesen einen Moment, in dem ich dachte: „Das wird nie wieder besser.“ Und dann die Therapieräume, in denen mir jemand Mut gemacht hat, als ich ihn am meisten brauchte.

Warum habe ich mich entschieden, genau hier zu arbeiten? Weil mich dieses Haus geprägt hat. Weil ich gesehen habe, was es bedeutet, wenn eine Philosophie nicht nur auf der Webseite steht, sondern bis zum letzten Pfleger gelebt wird. Ich habe erlebt, wie es ist, wenn Menschen ihren Job nicht nur machen, sondern mit einer Haltung der echten Menschlichkeit ausfüllen.

Ich habe das Kontrastprogramm erlebt. Nach meiner Reha habe ich wieder gearbeitet – in einem toxischen Umfeld. Meetings voller Buzzwords, Chefs, die ihre Menschlichkeit irgendwo zwischen Witz und Intrigen verloren hatten. Ein Job, der sich wie ein grauer, gleichgültiger Nebel anfühlte. Ich wollte da raus. Ich wollte etwas tun, das Sinn ergibt. Etwas, das nicht nur den Kontostand, sondern auch das eigene Gefühl von Zweck erfüllt.

Und heute? Ich bin zurück – aber nicht als Patient, sondern als jemand, der helfen kann. Ich weiss, was es bedeutet, auf der anderen Seite zu stehen. Ich weiss, was Hoffnung ausmacht, wenn man selbst keine mehr hat. Und ich weiss, dass dieser Job mich nicht nur ernährt, sondern auch erfüllt.

Ja, es war ein emotionaler und anstrengender erster Tag. Aber es war der richtige Schritt. Und ich bin gespannt, wohin die Reise noch geht.

Arbeitsplatz mit Aussicht
Arbeitsplatz mit Aussicht

 

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Oliver

Leidenschaftlicher Entdecker, Naturmensch und Technikfan. Auf meinem Blog teile ich meine Erlebnisse, Ausflüge und Gedanken – mal informativ, mal mit einem Hauch Zynismus. Ob auf dem Zweirad, mit der Kamera in der Wildnis oder beim Tüfteln an neuen Projekten – hier findest du ehrliche Einblicke und ungefilterte Meinungen. #Leben #Familie #Musik #Vinyl #HiFi #Laufen #Fitness #Fahrrad #Outdoor #Fotografie #Ruhe #Vegetarisch #Vegan #Zen #Technik #Auto #GBS
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