Saisonale Empörung und kollektives Schweigen
Jetzt, wo die Wahlen vorbei sind, hat sich das öffentliche Empörungs-Theater wieder brav gelegt. Die selbsternannten „Tastaturaktivisten“ machen lieber Frühlingsspaziergänge oder erholen sich vom Karneval, anstatt sich weiter lauthals zu empören – geschweige denn, dass sie weiterhin den nächsten Faschismus herbeibeschwören oder in Angst vor einer „braunen Flut“ die angebliche Brandmauer verteidigen müssten.
Wer nach der Wahl schweigt, obwohl er vorher lautstark „Haltung“ demonstrierte und das Dritte Reich schon am Horizont heraufziehen sah, entlarvt sich als Teil einer kurzlebigen Empörungskultur. Im Grunde weiss man immer schon, dass es hier oft mehr um Aufmerksamkeit geht als um echte Überzeugungen. Und wenn das Kollektiv der Mitläufer dann wieder zur Tagesordnung übergeht, bleibt mir nichts als ein müdes Lächeln.
Fazit: Die nächste „hochmoralische“ Empörungswelle kommt ganz sicher – und genauso sicher wird sie vergehen, sobald ein neuer Trubel für mehr Klicks sorgt. Bis dahin geniessen wir einfach den Frühling.