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Zu Besuch im Kloster

Gestern war ich im Kloster Letzehof. Davon gehört habe ich 2019 das erste Mal, als ich eine Abschlussarbeit querlesen, korrigieren und umgestalten sollte durfte. Fast vier Jahre hat es gedauert, mir das Ganze mal anzuschauen und nach dem Aufenthalt in #China wieder mal ein buddhistisches Kloster von innen zu sehen, einer Gebetszeremonie beizuwohnen und den Spirit in Form einer Meditation aufzunehmen.

 

 

—- Auszug aus der Abschlussarbeit «Buddhistisches Kloster Letzehof – Unterschied zwischen Christen und Buddhisten in unserer Region» —- 

Geschichte des Klosters Letzehof

Der Ursprung des ganzen Areals des heutigen Letzehofs begann im Besitz der Gemeinde Nenzingen. Damals war das ganze Gebiet ein Wald. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Hof jedoch Besitz von Kaiser Joseph II. Die bayerische Regierung, welche die rechtliche Nachfolgerin war, verkaufte im Jahr 1809 nach dem Erbe zwei Hektar an einen Feldkircher Wirt, Johann Zimmermann. Zimmermann war der Erbauer des Letzehofs, auf die Hälfte der Waldung wurden Gebäude sowie Stallungen gebaut und ebenso pflanzte Zimmermann eine Obstkultur von mehreren Bäumen an, den Rest des Waldes beliess er. Nach seinem Tod ersteigerte Christian Getzner den Letzehof, aufgrund des grossen Interesses an der Waldnutzung. Christian Getzner verstarb ohne leibliche Nachkommen. Josef Getzner, sein Erbe und Neffe, zeigte wenig Interesse am Waldgrundstück des Letzehofs. Er erbaute aufgrund dessen die heute noch bestehende Villa, mit Hauskapelle, welche eine eigene Messlizenz verfügte. Seit den frühen Achtzigerjahren dient das buddhistische Zentrum Tashi Rabten, der sogenannte Letzehof, dem Studium der buddhistischen Lehre. Es leben auf dem Letzehof ca. zehn Mönche und einige Studenten. Der ehemalige Stall wurde dafür in kleine Appartements umgebaut. Aber auch Nicht-Buddhisten und Besucher haben die Möglichkeit, sich im Rahmen von Wochenendseminaren mit Meditation und der Philosophie des Buddhismus zu beschäftigen. Einer von ihnen ist Helmut Gassner. Er wird demnächst 65 Jahre alt und trägt seit 31 Jahren einen zweiten Namen. Dschampa Lungtog wird er im Kloster Letzehof genannt und ist dort der administrative Leiter. Sein Weg ist der zur Weisheit und Gelassenheit. Den Weg des tibetischen Buddhismus geht er bereits seit 1977. Der administrative Leiter des Letzehofs hat in Zürich Elektrotechnik studiert und mit 22 Jahren abgeschlossen. Dschampa Lungtog sagt, dass das buddhistische Studium endlos ist und viele verschiedene Wissensgebiete, von Medizin über Handwerk bis hin zur Sprache oder Logik umfasst. Auf der Suche nach Antworten bezüglich des Sinns des Lebens kam er zum Buddhismus. Er hat sich schon immer gefragt, warum es uns Menschen überhaupt gibt, warum wir alt und krank werden und wieso es die Schwierigkeiten des Lebens gibt. Er sei überrascht gewesen, über die Genauigkeit und Logik dieser Lehre, die dazu auffordert, nicht zu glauben, sondern zu analysieren. Er erklärt gerne jedermann, wie man zu mehr innerer Gelassenheit finden kann. Die Hauptaufgabe von Dschampa Lungtop ist es, die buddhistische Lehre zu verwirklichen und authentisch weiterzugeben. Daneben sind soziales Engagement und seelsorgerische Unterstützung von Hilfesuchenden ebenso wichtige Aufgaben, wie zum Beispiel Ansprechbarkeit, Rat und Hilfe für Laien mit all ihren unterschiedlichen – auch sehr weltlichen– Problemen .

Bauten des Klosters

Es gibt vier grosse Bauten im Letzehof.

Das Hauptgebäude

In dem Gebäude befindet sich ein kleiner buddhistischer Laden, in dem man selbstgemachten Tee, Dekoration und Bücher kaufen kann. Zusätzlich befindet sich dort ein grosser und ein kleiner Gebetsraum. In der darin enthaltenen Bibliothek findet man die Gesamtheit der buddhistischen Unterweisungen, die in 108 Büchern gesammelt sind. Die Mönche wohnen in diesem und in dem danebenstehenden Gebäude.

Das Nebengebäude

In dem oberen Teil des Gebäudes befindet sich die Küche und der Esssaal. Die Küche ist grosszügig und der gemeinsame Esssaal bietet Platz für mehrere Mönche mitsamt Besucher, denen es ebenfalls gestattet ist, auf Voranmeldung, mit zuspeisen. Im unteren Teil des Gebäudes können Besucher, welche einen längeren Aufenthalt geplant haben, unterkommen. Der Waschraum sowie Duschen befinden sich ebenfalls im unteren Teil.

Das Appartementhaus

In diesem Gebäude wohnen zusätzlich die Mönche. Und wenn der oberste Buddha zu Besuch kommt, wohnt er für diese Zeit in diesem Gebäude.

Das/die/der Stupa *

1987 wurde auf dem Letzehof der Stupa eingeweiht. Der Stupa wurde zur Erinnerung an Gesche Rapte Rinpotsche (dem Gründer des Klosters) gebaut. Früher wurde in einer Stupa die Asche eines Buddhas oder eines Heiligen wie in einem Grab aufbewahrt. Heute sind dort zum Beispiel heilige Erinnerungsstücke (Relikte) an den Buddha in Form einer Statue zu sehen. Der Stupa soll dem Glauben nach negative Energien verringern und positive wie Harmonie, Glück, Wohlstand und Frieden stärken. Es wird gesagt, dass Menschen, die eine Stupa verehren, an seinem Aufbau mithalfen oder in der Umgebung wohnen, von diesen positiven Energien profitieren. Auch der Aufbau einer Stupa, vom Sockel über die Treppen, bis zur Spitze, ist immer gleich. Die Spitze der Stupa zeigt immer zum Himmel, dem Nirwana.

Regeln im Kloster

Die speziellen Regeln im Kloster darf man nicht freigeben, denn diese Regeln lernt man erst mit der Zeit als Mönch im Kloster kennen. Man weiss aber, dass stehlen, lügen oder töten verboten ist, wie im Christentum. Ausdrücklich verboten ist das Missionieren, anders als im Christentum gilt es als unwürdig. Man weiss auch, dass der Tag frühmorgens sehr strukturiert beginnt. Das hat den Vorteil, dass man viel Raum für die persönliche Entwicklung hat und nicht viel Zeit damit verbringt zu überlegen, was gibt es als Nächstes zu tun. Ebenso bekannt ist, dass die Hauptmahlzeit meist morgens ist, der Rest des Tages steht dann für die Meditation zur Verfügung. Während den Mahlzeiten wird sich nur auf die Nahrungsaufnahme konzentriert, heisst, man zeigt sich dankbar, dass man Essen auf dem Tisch hat, es wird üblicherweise nicht einmal gesprochen. Die Mönche sind nicht alle Vegetarier aber wenn sie Fleisch essen, dann darf das Tier nicht ausdrücklich für sie getötet worden sein. Auch dient das Essen nur dem körperlichem Selbsterhalt und nicht dem Genuss, es wird also nie über den Hunger hinaus gegessen. Alkohol wird strikt verboten, es findet nicht einmal Verwendung in der Zubereitung von Mahlzeiten. Eines der wichtigen Gebote ist, dass man mit dem zufrieden sein soll, was man hat. Man darf seine Mitmenschen und Verwandten nicht um Almosen bitten. Die Mönche dürfen das Kloster jederzeit verlassen um Bekannte zu besuchen, einen Ausflug in die Stadt zu tätigen oder gar in ihr eigentliches Zuhause zurückzukehren. Sie können sich kleiden, wie sie wollen, aus Respekt verzichten sie jedoch auf dem Klostergelände auf normale Zivilkleidung und legen meist ihre Roben an. Den Mönchen im Letzehof ist es erlaubt zu heiraten und sogar Kinder zu haben. Sie können sich tagsüber im Kloster aufhalten und nachts nach Hause gehen, sofern sie nicht im Letzehof schlafen wollen. Auch gibt es Mönche, die einen normalen Arbeitsalltag bewältigen, und abends dann ins Kloster zurückkehren.

(Daniel, Regeln im Kloster, 2018) (o.A, Wikipedia, 2018)

Tätigkeiten im Kloster

Es heisst, es gibt für alles eine bestimmte Zeit. Im Kloster wird der Tag mit Meditation und Rezitation, dem sogenannten Vorlesen gestartet. Danach wird ausgiebig gefrühstückt und dann gehen alle den täglichen Arbeiten im Klosterleben nach. Manche haben ihren Aufgabenbereich in der Küche, sie kochen, waschen ab und sorgen für Lebensmittel. Andere wiederum sind für die Reinigung der Gebäude und Gästezimmer verantwortlich oder kümmern sich um die Wäsche. Die Mönche machen auch Führungen durch das Klosteranwesen und bieten mehrmals im Jahr Wochenendseminare, Meditationskurse und Yogaunterricht an, bei denen die Gäste natürlich auch bewirtet und betreut werden müssen. Der Garten ist auch ein sehr wichtiger und grosser Arbeitsanteil des Klosters. Das säen, Unkraut jäten, ernten und weiterverarbeiten ist sehr wichtig. Ein Teil des Ertrages wird auch im hauseigenen Shop verkauft. Im Tagesauflauf sind aber immer wieder fixe Zeiten für die Meditation eingeplant.

In der heutigen Zeit ist die Struktur eines Klosters sehr umfangreich. Vorratsräume, Stauräume, Küche, Schlafräume, Sanitärräume, Gebetsraum, Seminarräume und Büroräume für die Verwaltung mit Buchhaltung, Einkauf und Organisation. Das Kloster ist gut organisiert und ist mit einem kleinen Betrieb zu vergleichen, nur dass man hier keinen Gewinn damit machen möchte, sondern vielmehr Wohltätigkeitsarbeit leistet. Das oberste Gebot im Klosterleben ist die Harmonie und die Friedfertigkeit.

Das Essen

Das Essen im Kloster findet morgens, mittags und abends statt. Von Dienstag bis Samstag werden die Speisen von einem Koch zubereitet. Sonntags und montags kochen die Mönche selbst. Was die Nahrungsmittel angeht, wird nichts Spezifisches oder typisch Tibetisches bevorzugt, vielmehr wird mit jenen Lebensmitteln gekocht die für die jeweiligen Länder und Regionen typisch sind. Die Buddhisten sollten ausserdem nur essen um den Hunger zu stillen, um das Vergeuden oder Wegschmeissen von Lebensmitteln zu vermeiden. Mönche sollten kein Fleisch zu sich nehmen, denn das Töten der Tiere ist verboten, die Zubereitung und der Verzehr allerdings nicht. Daher ist es den Mönchen freigestellt, ob sie Fleisch essen wollen oder nicht. Im Letzehof essen bis auf zwei der Mönche aber alle regelmässig Fleisch.

Die Bücherei

Die Bücherei ist nur für Gäste mit längerem Aufenthalt zur Verfügung gestellt. Der Buchladen ist aber für jedermann geöffnet, täglich von 15.00 – 17.00 Uhr. Der Buchladen bietet viele Sachen an, wie natürlich hergestellte Medizin, jegliche Sorten an Tee, Dekorationen, Gebetsfahnen oder auch Bücher bezüglich des Buddhismus, ebenso gibt es diverse Malas (Gebetsketten) im Angebot.

Der Gebetsraum

Die Gebete werden von den Mönchen im Hauptgebäude ausgeführt. Sie beten zu verschiedenen Buddhas. Die Mönche beten jeden Tag ausser sonntags und montags. Die Gebetszeiten sind fünf Tage die Woche jeweils um 8.30 Uhr und um 18.00 Uhr. Im Gebetsraum der Mönche befinden sich sieben Buddha-Statuen mit unterschiedlichen Bedeutungen. Über den Buddhas ist der Lamrim, die Lehre Buddhas, zierlich in Rollen aus altem Pergamentpapier aufgeschrieben worden und hinter Glasvitrinen sicher verschlossen. Auf der rechten Seite sitzen die Nonnen und auf der linken Seite die Mönche. Um die Gebetsplätze der bereits Ausgebildeten Nonnen und Mönche sind Stühle verteilt, auf denen Studenten und Besucher zusehen und die Möglichkeit mitzumachen haben.

*Das Stupa auf der Letze wurde 1987 im Gedenken an Gesche Rabten Rinpotsche errichtet. Bei den Vorbereitungen und der Ausführung des Baus wirkten viele Personen aus verschiedenen Gesellschaftsteilen mit. So wurde auch das neue Wort „Stupa“ bald bekannt. Da jedes „deutsche“ Wort auch einen Artikel braucht, mußte auch für „Stupa“ ein passender Artikel gefunden werden. Das Sprachgefühl akademisch gebildeter Personen bevorzugte „die Stupa“. Sanskritologen warnten jedoch, dass es „der Stupa“ sein müsse, weil Sanskrit-Wörter auf „a“ männlich sind. Aber auch die Handwerker wussten, was sie bauten, nämlich „das Stupa vom Letzehof“. Und so ist es das Stupa vom Letzehof geblieben: Sachlich und neutral, ein Symbol des erleuchteten Geistes. (Quelle: https://www.rabten.eu/LetzehofStupa_de.htm)

 

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Veröffentlicht unter Ausflug, Leben, Privates

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